neue Gesellschaft
für bildende Kunst
Ausstellung: Өмә
Samstag, 11. März 2023 — Montag, 29. Mai 2023Geöffnet:So-Mi 10-20 Uhr, Do-Sa 10-22 Uhr
Sprache(n):
- Deutsch
- Englisch
Eintritt: frei
Veranstalter_in: neue Gesellschaft für bildende Kunst
Ausstellung und Veranstaltungsprogramm
Broschüre zur Ausstellung
In russland** leben Menschen aus 185 verschiedenen ethnischen Gruppen. Trotzdem gilt das Land, gerade im Westen, nach wie vor als „weiß“. Obwohl ethnische Minderheiten in der Geschichte russlands gewaltsam unterdrückt wurden und von ethnischen Säuberungen bis hin zum Genozid betroffen waren, wird Kolonialismus nicht nur vom russischen Regime, sondern auch von großen Teilen der Opposition im Land häufig als westlicher Import gesehen. An die Stelle einer Aufarbeitung der russischen Kolonialgeschichte tritt die Erzählung russlands als antikolonialer und antiimperialistischer Macht, die seit dem Überfall russlands auf die Ukraine auch zentraler Bestandteil der Kriegspropaganda ist.
Die Ausstellung Өмә ([öme]; baschkirisch für „kollektive Selbsthilfepraktiken“) macht deutlich, dass der aktuelle Krieg gegen die Ukraine wie auch die Annexion der Krim 2014 nicht isoliert von der Geschichte russlands betrachtet werden können, sondern die Fortsetzung einer historischen Kontinuität des russischen Imperialismus darstellen. Während seit Kriegsbeginn ukrainische Positionen zu Recht oftmals im Vordergrund standen, möchte Өмә daher nun dem antikolonialen Widerstand in russland mehr Platz einräumen.
Dazu versammelt die Ausstellung rund dreißig künstlerische Positionen von Mitgliedern indigener Gemeinschaften sowie von Künstler_innen mit multiethnischer und migrantischer Identität aus russland. Sie zeichnen das Bild russlands als Kolonialmacht, die sich nur durch Vertreibung, Zwangsassimilierung, Christianisierung, Russifizierung und Extraktivismus innerhalb ihrer heutigen Grenzen konstituieren konnte.
Da das Bild eines weißen russlands nicht nur vom Regime, sondern auch von der – ebenfalls mehrheitlich weißen – russischen Opposition aufrechterhalten wird, konnten sich dekoloniale Bewegungen, die nach dem Zerfall der Sowjetunion entstanden, nie durchsetzen. Nicht zuletzt deshalb möchte Өмә antihegemonialen Theirstories Gehör verschaffen und mit Methoden der Autoethnografie sowie durch die Aktivierung von Archiven ein komplexeres Russlandbild schaffen. Damit positioniert sich die Ausstellung im historischen und politischen Kontext andauernder kolonialer Expansion und Gewalt.
Ein Projekt der nGbK in Kooperation mit dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien.
Künstler_innen: Altan Khaluun Darkhan, appak, Ars Kerim, BaderNisa, Balapan, Gilyana Mandzhieva, Gul Altyn, Gul Zeile, Insaya, iskandaria kukchachak, Keto Gorgadze, klöna, Ksti Hu, Medina Bazarğali, Neseine Toholya, norma, Patimat Partu, Polina Osipova, Ptuška, Sanjin Jirgal, sn, Tegryash, Qalamqas, qodiriy, Victoria Sarangova, YumKai, ᠰᠶᠦᠷᠧᠠᠯᠢᠶᠠ, MU collective, Never Odd or Even, un|rest group
nGbK-Arbeitsgruppe: FATA collective
** Mit ihrer Entscheidung, das Substantiv „russland“ und damit zusammenhängende Eigennamen nicht groß zu schreiben, wollen die Kurator_innen der Ausstellung ihre Unterstützung für die Menschen in der Ukraine zum Ausdruck bringen.
Auswahl Presseartikel:
Interview Monopol: „Wir sind wütend und wollen etwas tun“
Interview Kompressor (Deutschlandfunk Kultur): „Ausstellung über Minderheiten in Russland“
Beitrag rbb Inforadio: „Өмә: Ausstellung zu russischem Kolonialismus“
Publikation
ISBN: